Praxisbeispiele für die Digitalisierung von Diapositiven mit »IR-Clean«
Grundprinzip von der Infrarot-Reinigung »IR-Clean«
Das folgende Video zeigt das Grundprinzip der hardware-basierten Retuschierung von Staub, Kratzern und ersten Schimmelpunkten. Solange noch keine Schimmelfäden in der Farbemulsion wachsen, sind mit »IR-Clean« gute Ergebnisse zu erreichen. Entsprechend unserem All-Inclusive-Preiskonzept erhalten Sie zu allen Scans zusätzlich einen Vergleichstest mit JPEG-Dateien mit und ohne IR-Clean sowie die Infrarot-Bilder.
Nachfolgend werden Scans von über 20 Jahre alten Dias zum Vergleich mit und ohne »IR-Clean« gezeigt. Alle Dias wurden mit dem von Rasch-Diascan entwickelten Kamera-Scanner mit »IR-Clean« digitalisiert und entsprechend weiterverarbeitet. Die kleinsten Bilddetails bzw. Störstellen lassen sich nur bei voller Auflösung erkennen. Dazu können unter jedem Bild auch Scan-Beispiele in voller Auflösung heruntergeladen werden. Die nachfolgend gezeigten Beispiele entsprechen der zu bevorzugenden Neutralautomatik (engl. ‘Contrast Adjustment’) – falls nicht anders angegeben. Trotzdem erhalten Sie zu jedem Dia zusätzlich eine Variante entsprechend unserer Farbautomatik (engl. ‘Colour Adjustment’), welche bei Dias mit Alterungsfarbstichen vorteilhaft sein kann. Am Ende des Artikels wird zudem eine RGBi-Archivierungsdatei zum Download angeboten.
Bitte beachten Sie, dass Sie nur dann von einer realistischen Wiedergabe der Farben ausgehen können, wenn Sie über einen farbkalibrierten Bildschirm verfügen. Ähnliches gilt für die Bildschärfe, die nur dann beurteilt werden kann, wenn die physikalische Pixelauflösung des Bildschirms eingestellt ist (engl.: native resolution).
Infrarot-durchlässige Diafilme
Je nach Bildschirmgröße werden hier zumindest in der vergrößerten Darstellung kleine schwarze Punkte im Randbereich sichtbar. Dabei handelt es sich vorwiegend um erste Spuren von Schimmel, die von »IR-Clean« noch entfernt werden können. Bei ungünstiger Lagerung und fortschreitendem Befall wachsen daraus Schimmelfäden:


Das folgende Bild wurde ohne Stativ mit einer Nikon F90 und dem mitgelieferten Standardobjektiv auf einem Fujichrome Sensia 100 aufgenommen. Das Schild in der Mitte des Fotos mit der Aufschrift „Karon Café Inn“ ist gut geeignet, um die effektive Auflösung von Diafilmen (vgl. Technischer Hinweis 2) zu veranschaulichen:



Laden Sie hier kostenlos eine TIFF-Datei mit 128 MB und voller Farbinformation herunter. Die Auflösung von 5852 x 3840 Pixel allein ist nämlich nicht entscheidend. Die bisher gezeigten Beispiele mit JPEG-Komprimierung sind verlustbehaftet und verfügen bei 24 Bit lediglich über 256 Tonwertstufen pro Farbkanal. Anders verhält es sich mit einer 128 MB großen TIFF-Datei mit 48 Bit Farbtiefe. Erst mit den darin enthaltenen 65.536 Tonwertstufen pro Farbkanal lassen sich die Möglichkeiten einer digitalen Bild-Optimierung (Helligkeit, Kontrast, Farben...) voll ausschöpfen:
Mit den Standard-Parametern von »IR-Clean« lassen sich am besten kontrastreiche Punkte wie Staub- oder Schimmelpartikel retuschieren. Schwieriger zu erfassen sind hingegen weniger kontrastreiche Fasern. Doch auch in diesem Fall sind optimierte Ergebnisse auf der Grundlage des Infrarotbildes möglich:


Beim nächsten Dia wurde mehr oder weniger der gesamte Diafilm bei der Entwicklung oder möglicherweise schon in der Kamera beschädigt. Ein scharfkantiger Partikel hat eine exakt geradlinige Spur am unteren Rand hinterlassen. Aufgrund der Form ist dieser Bilddefekt zwar sehr auffällig, doch zugleich ist eine technische Erfassung aufgrund des geringen Kontrasts schwierig. Genaugenommen ist ein Dia mit einem Kratzer dieser Größe irreparabel beschädigt:

Bis zur Version IR-Clean 2.1 waren in einem solchen Fall individuelle Einstellungen auf der Grundlage des Infrarotbildes oder eine manuelle Retuschierung erforderlich. Trotzdem lieferte auch diese Version automatisiert eingesetzt schon ein beeindruckendes Ergebnis:

Erst mit der seit August 2022 verfügbaren Version IR-Clean 2.2 lassen sich auch größere Bilddefekte mit geringeren Kontrast retuschieren. Das verbesserte Verfahren ist für alle Diafilme einsetzbar, die nach dem E6-Prozess entwickelt wurden. Im vorliegenden Fall wird mit dem automatisierten Verfahren eine vollständige Retuschierung des Kratzers erreicht. Insbesondere im Sand und bei den Farbkanten am Bootsrumpf zeigt sich, dass sich das Ergebnis dabei sowohl in die Struktur als auch in die Geometrie des Hintergrunds einfügt:

Das nächste Dia ist gut vorgereinigt und befindet sich in einem guten Allgemeinzustand. Trotzdem sind auch hier bei voller Auflösung erste Schimmelpartikel im Randbereich erkennbar. Insofern ist auch hier die Variante mit »IR-Clean« eindeutig vorzuziehen:


Eingeschränkt infrarot-durchlässige Diafilme
Seit der Version IR-Clean 2.0 lassen sich auch infrarot-blockierend wirkende Diafilme zuverlässig verarbeiten. Beim folgenden Dia aus dem Jahr 1963 handelt es sich um den Film AGFA CT 18, der entsprechend dem Prozess AP-41 entwickelt wurde und daher infrarot-blockierende Eigenschaften hat. Zusätzlich ist das Dia stark mit Schimmel befallen. Hier sieht man auch, wie die Schimmelfäden kreisförmig aus den dunkleren Punkten herauswachsen. Wegen des geringeren Kontrastes ist es für die Infrarot-Reinigung schwierig, die Schimmelfäden zu erkennen. Aufgrund des Alters kam noch ein starker Farbstich hinzu, daher wurde hier die Variante der Farbautomatik verwendet:


Farbprofil für Kodachrome-Filme
Kodachrome-Dias gehören ebenfalls zu den infrarot-blockierenden Diafilmen. Diese darf man jedoch nicht mit den Ektachrome-Filmen von Kodak verwechseln (E6-Entwicklungsprozess). Kodachrome-Diafilme konnten nur im Kodak-Labor nach dem K14-Prozess entwickelt werden. Abhängig von der eingesetzten Scan-Hardware zeigt sich bei den Ergebnissen ein mehr oder weniger ausgeprägter blauer Farbstich. Auch beim Kamera-Scanner von Rasch-Diascan kommt es ohne das Kodachrome-Farbprofil zu einem blau-grünen Farbstich. Dieser ist zwar vergleichsweise gering ausgeprägt, aber als nichtlineare Verzerrung lässt er sich manuell kaum korrigieren:

Die Korrektur erfolgt über ein an den Scanner angepasstes spezielles Kodachrome-Farbprofil. Zum Einsatz kommt das spezielle Farbprofil erst bei der Verarbeitung der RGBi-Archivierungsdateien:

Der Vergleich zwischen den Varianten mit und ohne »IR-Clean« zeigt einerseits die Wirkung des Verfahrens und erlaubt andererseits eine Überprüfung der Ergebnisse auf eventuell auftretende Artefakte. Mit der Version IR-Clean 2.1 konnte das Risiko von Artefakten auf nahezu Null reduziert werden – sofern infrarot-blockierende Dias getrennt verarbeitet werden. Dies könnte eventuell mit späteren Versionen überflüssig werden. Die Grundlage für spätere Nachbearbeitungen sind immer die mitgelieferten RGBi-Archivierungsdateien. Diese Dateien sollten sicher aufbewahrt werden, denn zukünftige Versionen des software-technischen Teils von »IR-Clean« könnten auch bei schwierigem Ausgangsmaterial noch bessere Ergebnisse liefern.
Der Trommelscanner-Vergleich
Der Vortragsreferent und Extrem-Barfußläufer Martl Jung hatte für seine Werbeplakate bisher einen Trommelscanner als Dienstleistung in Anspruch genommen. Nun wollte er wissen, ob er nicht einfach die ohnehin schon bei Rasch-Diascan digitalisierten Dias hernehmen könne. Um diese Frage zu klären, haben wir nachfolgend einmal die Ergebnisse des nicht weiter spezifizierten Trommelscanners mit einem Nikon LS-4000 ED (vgl. Technischer Hinweis 6) und unserem Kamera-Scanner mit »IR-Clean« verglichen.
Trommelscanner wurden in den vergangenen Jahrzehnten vornehmlich für hochwertige Druckerzeugnisse eingesetzt. Bei derartigen Geräten wird der dem Diarahmen entnommene Filmabschnitt auf einer rotierenden Trommel befestigt. Das verhindert, dass sich Teile des Films aus der Schärfentiefe der Optik herauswölben. Über den damit verbundenen manuellen Arbeitsaufwand erklärt sich der vergleichsweise hohe Preis.

Der Kamera-Scanner liefert in diesem Fall eine Auflösung von 3864 x 5881 Pixel. Das Ergebnis des Trommelscanner hat die Auflösung 4154 x 6184 Pixel. Der Nikon LS-4000 ED kommt auf 3340 x 5228 Pixel. Die Ergebnisse können hier in voller Auflösung heruntergeladen werden:
Die in Bild 16 gezeigten Zoom-Auschnitte aus Bild 15 wurden durch eine sogenannte Pixelwiederholung um den Faktor 3 vergrößert. Das heißt, bei der Vergrößerung sind die Original-Pixel der Scans erhalten geblieben. Unabhängig davon ist jedoch eine Interpolation des Internet-Browsers zur Anpassung an die jeweilige Bildschirmauflösung unvermeidbar. Das hat jedoch nur einen geringen Einfluss auf das Ergebnis. Einen ersten Eindruck zur effektiven Auflösung der Scanner erhält man über die Beschriftung des Hüttenschildes. Sowohl beim Trommelscanner als auch beim Kamera-Scanner können die Zahlen noch gelesen oder zumindest erraten werden. Beim Nikon-Scanner ist das nicht mehr möglich. Beim Trommelscanner hat die Schrift den stärksten Kontrast und wirkt somit auch schärfer. Das im Bereich der Buchstaben verstärkte Rauschen ist ein erstes Indiz dafür, dass beim Trommelscanner softwaretechnisch nachgeschärft wurde.

Eine umfassendere Bewertung erlaubt erst Bild 17. Die Beschriftung auf der Preistafel ist bei keinem der Scanner lesbar. Während zumindest die Zeilen auf der Tafel beim Kamera-Scanner und Trommelscanner noch gezählt werden können, ist das beim Nikon LS-4000 ED nicht mehr möglich. Das Ergebnis des Trommelscanners scheint auf den ersten Blick mehr Bilddetails zu enthalten. Bei genauerem Hinsehen handelt es sich bei den kleinsten Details tatsächlich nur um Farbrauschen sowie eine deutliche Körnung. Es gibt keine einzige Schriftinformation, die beim Kamera-Scanner nicht genauso gut lesbar ist. Hingegen treten Farbrauschen und Körnung beim Kamera-Scanner wesentlich geringer auf. Das insgesamt ruhigere Bild lässt Kanten schärfer und Flächen homogener erscheinen. Möchte man ähnlich kontrastreiche Details wie im Fall des konkret verwendeten Trommelscanners erhalten, so kann man das Ergebnis per Bildbearbeitung nachschärfen. Doch nicht vorhandene Informationen lassen sich auch damit nicht „herbeizaubern“.

Fazit: Bei dem im konkreten Fall eingesetzten Trommelscanner lassen sich keine feineren Bilddetails mehr auflösen, da sich das Bildrauschen schon sichtbar nachteilig auswirkt. Bemerkenswert ist dabei die höhere Bildauflösung des Trommelscanners. Das bedeutet nämlich, dass die effektive Auflösung des Trommelscanners unter der (hier nicht bekannten) Nennauflösung liegen muss. Der Kamera-Scanner hingegen kann mit weniger Bildpunkten die gleichen Details auflösen, wobei das Ergebnis zudem sauberer wirkt. Dies entspricht auch dem Trend, wonach gute Serienscanner heute durchaus als Basis für hochwertige Druckerzeugnisse geeignet sind.
RGBi-Archivierungsdatei (64 Bit)
Die nachfolgend zum Download angebotene RGBi-Datei hat eine Größe von 205 MB bei einer Auflösung von 6362 x 4243 Pixel inklusive Rand. Abhängig von aktuellen Einstellungen des Scanners können diese Werte geringfügig abweichen. Bitte beachten Sie, dass die Dateien aufgrund des zusätzlichen Alpha-Kanals z.B. im Windows Explorer mit einem falschen Kontrast dargestellt werden. Außerdem sind hier Kenntnisse im Umgang mit dem Farbraum AdobeRGB unumgänglich.

Eine ausführliche Darstellung der verschiedenen Verfahren für eine digitale Staub- und Kratzerentfernung finden Sie im Technischen Hinweis 07.
Helmut Rasch, Februar 2023
