Nr. 01: Techn. Merkmale der Digitalisierung von Dias u. Negativen
Nr. 02: Die Auflösung von Diafilmen im digitalen Maßstab
Nr. 03: Dia-Scanner – eine Bilanz nach 20 Jahren
Nr. 04: Scan-Dienstleister – eine Bilanz nach 25 Jahren
Nr. 05: Praxisbeispiele für die Farb- und Neutralautomatik
Nr. 06: Alte Dias mal eben abfotografieren?
Nr. 07: Staub- und Kratzerentfernung für die Digitalisierung
Nr. 08: Autofokus und verglaste Diarahmen
Nr. 09: Scan-Beispiele von Dia-Positiven mit und ohne IR-Clean
Nr. 10: Adobe Photoshop CC und Creative Cloud im Praxiseinsatz
Nr. 11: Muster-Scans von Foto-Negativen mit und ohne IR-Clean
Praxisbeispiele für die Farbautomatik und Neutralautomatik bei gescannten Dias
1. Motive mit geringen Anforderungen an die digitale Entwicklung
Der Eingriff in die Farbbalance des Bildes ist bei vielen Scan-Dienstleistern der Standard. Rasch-Diascan liefert hingegen zu jedem Scan eine zusätzliche farbneutrale Variante und verwendet dafür die Bezeichnung Neutralautomatik (engl. ‘Contrast Adjustment’) als Alternative zur Farbautomatik (engl. ‘Colour Adjustment’). Bei gut erhaltenem Bildmaterial ist die Neutralautomatik zu bevorzugen, denn sie basiert ausschließlich auf der IT8-Farbkalibrierung des Scanners. Zunächst folgen Beispiele für Standard-Motive – zu denen die Mehrzahl typischer Urlaubsbilder zählt – bei denen beide Varianten zu ähnlich guten oder sogar identischen Ergebnissen führen. Bitte beachten Sie, dass eine zuverlässige Farbwiedergabe nur auf farbkalibrierten Monitoren möglich ist. Für eine weitere Feinjustierung der Farben sollte man unbedingt das Format TIFF (48 Bit) verwenden.
Blick auf Koh Phangan, Mae Nam Beach, Koh Samui, Thailand, 1999
Hier ist die Variante der Farbautomatik zu bevorzugen.
Durch eine Links-Rechts-Bewegung des weißen Schiebereglers mit den Pfeilen können Sie beide Varianten im direkten Vergleich sehen:
Fischerboot am Sabak Beach bei Kota Bharu, Malaysia, 1995
Auch hier ist die Variante der Farbautomatik zu bevorzugen:
Bagan, Myanmar (Burma), 2000.
Hier ist die Neutralautomatik zu bevorzugen:
2. Beispiele für Motive mit Vorteilen für die Neutralautomatik
Die Nachteile einer farbkorrigierenden Bildautomatik werden erst bei Bildmotiven deutlich, bei denen einer der Farbanteile Rot, Grün, Blau (RGB) in beabsichtigter Weise überwiegt. Zugleich werden damit die Vorteile der von Rasch-Diascan zusätzlich angebotenen farbneutralen Entwicklung erkennbar.
Reisfelder in der Umgebung von Pai, Provinz Mae Hong Son, Thailand, 1999
Beim nachfolgenden Motiv überwiegen blau-grüne Farbtöne, während rote Farbanteile fehlen. Farbkorrigierende RAW-Entwicklungen – welche die meisten Scan-Dienstleister als Standard einsetzen – gleichen lediglich ein Ungleichgewicht zwischen den 3 Grundfarben aus. Nur die Neutralautomatik kann daher im vorliegenden Fall das typisch satte Grün des Reisfeldes bewahren.
Sonnenuntergang, Umgebung von Mandalay, Myanmar (Burma), 1996
Während eines idealen Sonnenuntergangs verschieben sich die Farbanteile des Lichts zunehmend in den Rotbereich. Eine farbkorrigierende RAW-Entwicklung würde die geringen Anteile von Grün und Blau wieder verstärken, was bei derartigen Motiven typischerweise zu unnatürlichen oder sogar extremen Farbtönen führt.
Kleine Bananen, Thailand, 1999
Bei den Bananen auf dem nachfolgenden Motiv sind die Farbkomponenten Rot und Grün vorherrschend. Auch dieses Motiv kann nur über eine farbneutrale Entwicklung bewahrt werden.
Düne in der Umgebung von Swakopmund, Namibia, 1993
Wüstenmotive zählen zu den bevorzugten Einsatzbereichen für die Neutralautomatik, da die RGB-Anteile dort fast immer ein Ungleichgewicht aufweisen. Die Farbsättigung kann hier bei der Neutralautomatik noch etwas zurückgenommen werden, während die Farbautomatik (=Standard beim Billiganbieter) hier technisch bedingt ein unbrauchbares Ergebnis liefert.
3. Beispiele für Bildfehler mit Vorteilen für die Farbautomatik
Zu Farbstichen kann es aufgrund von Alterung der Dias, Überlagerung des nicht entwickelten Films oder bei Unterbelichtungen kommen. Abhängig vom Motiv kann die Farbautomatik derartige Bildfehler verbessern oder sogar korrigieren. Das gilt insbesondere für die oben gezeigten Beispiele von Standard-Motiven. Eine echte Bildrestaurierung kann die Farbautomatik nicht ersetzen aber häufig unterstützen. Auch hier gilt: Grundlage für eine Nachbearbeitung ist immer das Format TIFF 48 Bit.
Maesa Elephant Camp, Chiang Mai District, Thailand, 1999
Der gesamte Diafilm zeigt einen deutlichen Rotstich, was möglicherweise die Folge einer zu langen Lagerung des nicht entwickelten Films ist. Die Farbautomatik liefert hier ein durchaus brauchbares Ergebnis.
Schakal, Etosha-Nationalpark, Namibia, 1992
Aufgrund eines Fehlers im Entwicklungslabor in Namibia hat der komplette Diafilm einen blaugrauen Farbstich. Die Farbautomatik stellt die natürlichen Braun- und Grautöne wieder her.
Skihütte, Galtür, Österreich, 1999
Ohne korrigierte Blende werden Bilder im Schnee bei Sonne oft unterbelichtet und haben zugleich einen höheren Blauanteil. Letzteres hängt damit zusammen, dass das Blau des Himmels im weißen Schnee reflektiert wird. Im Beispiel korrigiert die Farbautomatik diesen Fehler und kann über eine Feinabstimmung noch verbessert werden.
Helmut Rasch, Oktober 2017